Wo soll ich bloß anfangen? Wir haben uns eine Weile nicht bei euch gemeldet, da wir immer noch auf Mallorca festhängen. Aber ehrlich gesagt gibt es Schlimmeres, denn wir haben bis zu 20 °C und können jeden Tag ans Meer laufen.
Ich denke, wir starten mal am Anfang, denn von unserer Überfahrt nach Mallorca gibt es auch einiges zu berichten. Da es unsere erste Fahrt mit einer Autofähre war und die Reederei uns nur spärlich mit Informationen versorgt hat, waren wir recht früh am Hafen von Barcelona. Insgesamt standen wir vier Stunden vor der Auffahrt und haben uns die Zeit mit Lesen, Essen und Quatschen vertrieben. Gegen 22 Uhr ging es dann endlich los, die Tore öffneten sich. Eine Reihe Fahrzeuge nach der anderen fuhr auf die Fähre, und mittendrin wurden auch die Lkw eingewiesen. Für uns war das ein kleines Durcheinander. An der Rampe vom Quai auf das Schiff winkte ein, in Warnweste gekleideter Spanier, dass wir rauffahren sollen, und wandte sich dann ab. Da standen wir nun auf der Rampe vor fünf Spuren und wussten nicht, wo wir hinfahren sollen. Im Schiff gaben dann weitere Mitarbeiter irgendwelche Winkzeichen, die man nicht wirklich entziffern konnte. Zudem jeder andere. Erst sollten wir uns in die eine Reihe stellen, dann sollen wir drehen. Nebenbei öffnen die Autofahrer die Türen und laufen ohne zu schauen los. AHHHH!!! Fynn blieb trotzdessen ruhig, und wir fanden unseren Platz. Mit unseren gepackten Sachen suchten wir den Ausgang zum Deck und fanden nach etwas Gesuche auch den Aufenthaltsraum. Nach einigem Hin-und-Her-Überlegen entschieden wir uns doch, ein Zimmer zu buchen, denn nirgendwo war ein geeignetes Plätzchen, um in Ruhe zu sitzen und eventuell etwas Schlaf zu finden. Nach zwei Bierchen ging es auf unser Zimmer, um fünf Stunden ein Schläfchen zu halten. Unser Wecker klingelte pünktlich, und eine Durchsage gab uns zu verstehen, dass wir langsam zu unseren Autos gehen sollten. Wir aßen eine Kleinigkeit und suchten dann Barlu auf, dem es bestens ging. Sicher hat er die paar Stunden Ruhe ohne uns genossen. Pünktlich um 6 Uhr fuhren wir als ERSTE von der Fähre, aber wie auch bei der Auffahrt gab es natürlich keine Anweisungen, und wir standen vor einer geschlossenen Schranke. Wir rollten zurück und fanden endlich den Ausgang. Die Straßen waren noch recht ruhig, und so fuhren wir, wieder mit festem Boden unter den Rädern, nach Peguera.
Da Familie Thieme vermutlich eh noch schlafen wird, entschieden wir, uns auch nochmal aufs Ohr zu hauen. Ein schönes Wiedersehen, aber auch etwas ungewohnt, so viele Menschen um sich zu haben. Dann wurden erst mal Orangen gepflückt, um den leckersten Orangensaft zu pressen. Nachdem wir ein ausgiebiges Frühstück genossen haben, ging es ab in die Hauptstadt Palma. Es wurde ein bisschen geshoppt, „Kaffee“ getrunken und die Architektur der Stadt bestaunt. Abends gingen wir mit Freunden in einem Restaurant essen. Es ist schön in Gesellschaft zu sein, sich mit Menschen auszutauschen und vor allem seine Familie um sich zu haben.
An Silvester verbrachten wir den Tag auf unserer Terrasse. Wir hatten viel Spaß beim Spielen, Quatschen und Vorglühen. Papa hat wieder hervorragend gekocht, es gab Shepherd’s Pie. Mit Fynn ging es den Tag über gesundheitlich bergab, und er konnte den restlichen Abend nicht mitfeiern. Um Mitternacht gab es Sekt zum Anstoßen, und wir nahmen uns alle in die Arme. Leider lag Fynn danach mit Fieber im Bett, und der Rest rockte die Tanzfläche. Wir hatten so viel Spaß. Nach einer gelungenen Nacht stiefelten wir nach Hause und schliefen unseren Rausch aus. Wir verbrachten ein paar schöne Tage mit der Familie und Freunden. Genossen gemeinsame Sonnenuntergänge, unternahmen kleine Ausflüge und lachten unheimlich viel. Leider mussten sie auch schon bald wieder nach Deutschland zurück. Der Abschied auf unbestimmte Zeit fällt einem doch etwas schwer.
Wir beschlossen noch ein wenig auf der Insel zu bleiben, da wir noch einige To-dos abarbeiten wollten und Fynn sich ganz auskurieren sollte. Zudem haben wir hier eine Wohnung, wo wir Wäsche waschen können und uns ein Badezimmer zur Verfügung steht. Erstmal wieder Routine in unseren Alltag bringen, aber irgendwie bekamen wir keine ordentliche Schlafroutine. Wir hingen viel den Tag über rum. Naja, einfach mal chillen. Während Fynn sich noch erholte, fing ich mit täglichen Sporteinheiten an. Mittlerweile habe ich sogar Spaß dabei. Lesen steht auch wieder auf der Tagesordnung, so langsam kamen wir in Gang. Sport tut uns gut. Wir versuchen uns gegenseitig zu motivieren und unser Programm auszubauen. Barlu hat eine Grundreinigung bekommen und einen Termin für die Inspektion hatten wir auch schon. Leider wissen die „Deutschen Kfz-Meisterbetriebe Mallorca“ nicht, dass ein VW-Crafter groß, lang und schwer ist. So tanzten wir in zwei Werkstätten zum Termin an und wurden wieder losgeschickt. Aber wie sagt man so schön: „Alle guten Dinge sind drei!“ Es hat dann doch endlich geklappt. Für das Problem am Wassersystem mussten wir einen Experten hinzuziehen. Nach einem erfolgreichen Gespräch konnten wir die entsprechenden Teile bestellen und die Ursache beheben. Natürlich bestätigt sich das erst, wenn wir wieder on Tour sind und das System tagtäglich belastet wird. Drückt uns die Daumen.
Da Fynn derzeit nicht die „Alte Försterei“ besuchen kann, wollten wir ihn wenigstens mit einem anderen Stadionbesuch vertrösten. Mit dem Bus fuhren wir zum Estadi de Son Moix. Vor dem Stadion versammelten sich fröhliche Menschenmassen und tranken gemeinsam. Wir hatten gar nicht damit gerechnet, dass es zum Heimspiel von RCD Mallorca gegen Vertigo so voll wird. Ein großes Programm war geplant, einige Menschen waren auf dem Fußballplatz gruselig verkleidet. Die Frauen trugen typische mallorquinische Tracht mit Kastagnetten in den Händen. Auf einmal wurde laut gesungen und getanzt. Im Anschluss gab es ein recht intensives Fußballspiel, man merkt das spanische Temperament auf dem Platz. Die Spanier schubsen und meckern sehr viel, es wurde richtig laut im Stadion, auch wenn es eigentlich kein Foul war. Ein spannendes Erlebnis.
Um Ausflüge ins Tramuntana-Gebirge zu machen, ist Barlu etwas unkomfortabel. Die engen Straßen und steilen Anstiege sind für dieses Fahrzeug und den Spritverbrauch schon herausfordernd. Aus diesem Grund haben wir uns das Auto meiner Eltern besorgt und fuhren ein paar Tage in die Natur. Eine Macke an unserem Spiegel haben wir sowieso schon, von einem Müllauto, welches nicht an uns vorbei kam. Gott sei Dank ist es nichts weltbewegendes, und der Spiegel ist in seiner Funktionsfähigkeit nicht eingeschränkt. Aber weitere Schrammen brauchen wir nicht. Das Tramuntana-Gebirge ist eine gute Gelegenheit mal wieder Höhenmeter zu machen und so geschah es auch. Man fühlt sich so frei in den Bergen. Auch wenn es ziemlich anstrengend ist, man tut es für die großartigen Aussichten. Die Gedanken konzentrieren sich nur auf den Auf- und Abstieg, man vergisst alles drum herum. Einigen Tiere begegnet man auch auf seinen Touren, da waren Bergziegen, Schafe, kleine Vögel und sogar Mönchsgeier dabei. Letztere sind mit den Bartgeiern die größten Greifvögel Europas. Bis vor 30 Jahren waren die Vögel beinah ausgestorben. Durch Aufzucht- und Wiederansiedlungsprojekte konnte sich der Bestand, jedoch über Jahre erholen. Sehr majestätische und seltene Geschöpfe die wir, wenn auch nur kurz, erblicken und bestimmen konnten.
Nach dieser Sichtung können wir die Insel nun ruhigen Gewissens verlassen. Die Sachen werden gepackt, und eine Überfahrt steht bevor. Wo es uns wohl als nächstes hin verschlägt werden wir sehen, wenn wir wieder auf dem Festland sind. Wir sind bereit für das Jahr 2024 und haben ziemlich Bock spannende Abenteuer zu erleben.
Wir hören und ganz bald wieder.
P.S. Wir haben noch einen ganz besonderen Ausflug gemacht. Über diesen werden wir , die nächsten Tage, aber in einem zusätzlichen Artikel berichten. Für alle Naturbegeisterten lohnt sich das Vorbeischauen auf jeden Fall. Lasst euch überraschen.